Software-Tools für's Nähen

Ein Überblick über Software, die meinen Nähalltag erleichtert.

6. Januar 2025

Mit ein paar Software Tools kannst du das Nähen flexibler, schneller und kreativer gestalten. Ich nutze Software um den Zuschnitt zu beschleunigen, meine Meisterwerke mit individuellen Plots zu verschönern, eigene Schnitte für mich und für andere zu konstruieren und bestehende Schnitte anzupassen. Und natürlich um unendlich viele Ideen zu sammeln und zu sortieren.

In diesem Artikel findest du eine Übersicht über meine Favoriten für dich. Bis auf eine Software nutze ich bei allem die kostenfreie Variante. Jede Software hat ihre Vor- und Nachteile, aber in Summe findest du hier eine sehr umfangreiche Auflistung hilfreicher Tools.

It all starts with Pinterest - Ideen und Eigenschaften für meine Kollektionen

Auf Pinterest habe ich einen schlichten Ordner "outfits to sew". Was ich da sammle sind sowohl allgemeine Inspirationen als auch konkrete Ideen. Was ich aber damit mache: Ich analysiere die Bilder nach konkreten Eigenschaften um herauszufinden, was es eigentlich ist, das mir gefällt.

  • Farben: Starke Konstraste oder eher monochrom?
  • Materialien: Fließend oder fest? Glänzend oder matt?
  • Verarbeitung: Säume, Nahtgestaltung, Einfassungen, Labels ...
So finde ich kleine Eigenschaften, die ich dann auf meine Kollektion anwenden kann um das zu nähen, was mir wirklich zusagt. Das gleiche mache ich übrigens auch mit einem Foto-Ordner auf meinem Handy. Dort halte ich fest, wenn mich unterwegs etwas inspiriert.

Ich bearbeite alle meine Schnitte digital und projiziere sie dann mit dem Beamer. Daher habe ich mich in ein paar Tools eingearbeitet, die Bearbeiten und Beamen verschiedenster Formate möglichst gut und einfach gestalten. Ehrlich gesagt: Da ist noch sehr viel Luft nach oben. Aber mit der unten stehenden Liste kommt man mit etwas Geduld schon recht weit.

Concepts am iPad

Mit Concepts beame ich vom iPad, bearbeite aber auch Schnitte. Wenn ein Schnitt nur ein PDF oder ein abfotografierter Schnittbogen ist, zeichne ich mir in Concepts gerne meine Größen nach - das geht mit dem iPad und dem Stift schon sehr bequem - und lege sie mir für's Beamen schön zurecht. Mit Concepts kann man Längen messen und akkurate Hilfslinien erstellen, so dass man z.B. Längenanpassungen gut vornehmen kann. Mein Go-to Tool, wenn ich auf der Couch sitze und trotzdem meine Projekte weiter voranbringen möchte. Concepts ist die einzige meiner Anwendungen, für die ich Geld bezahle. 4,99€ im Monat als Abo. Ist für mich jeden Cent wert. Auch die Free-Version biete aber viele Funktionen. Also einfach erstmal gratis testen.

Patternprojector.com - Beamen beamen beamen

Patternprojector lässt dich alle PDFs- auch A4 Schnitte - auf deine Schneidematte beamen. Anpassbare Kalibrierung ermöglicht es dir, korrekt zu beamen auch wenn dein Beamer nicht 100% gerade über deiner Schneidematte hängt. Linien können verstärkt werden, Ebenen ein- und ausgeblendet. Letzteres funktioniert allerdings nur so mäßig finde ich - die Ladezeiten sind doch zäh. Am besten eine bereits vorbereitete Beamer-Datei nehmen - z.B. einen Concepts-Export - und dann ohne Zeitaufwand und ohne viel Ausdrucken den Schnitt auf den Stoff bekommen.

PDFStitcher

Wenn du einen Schnitt aus A4-Dateien zusammenfügen möchtest, ist PDFStitcher die erste Wahl. Hier kannst du aus beliebig vielen Einzelseiten eine große, beambare Datei erstellen. Am besten noch großzügig mit einem Projektionsrand, damit du dir den Schnitt später gut zurechtschieben kannst. Das gilt auch für A0 Dateien, die teilweise doch sehr eng an den Rand gezeichnet sind. Wenn du hier bequemer Beamen möchtest, empfiehlt es sich, einfach 40cm Rand hinzuzufügen.

Seamly2D

Seamly2D ist eine Software für die Konstruktion von Schnitten. Sie ist extra dafür geschrieben und hat eine große Vielzahl an Werkzeugen. Auch hier ist die Nutzerfreundlichkeit eher sparsam, aber der Funktionsumfang für eine kostenfreie Software beeindruckend. Es gibt auf YouTube sehr viele gute Tutorials, auch auf Deutsch. Absolutes Plus ist für mich, dass ich in einen Schnitt verschiedene Maße laden kann, so dass ich ein Modell für unterschiedliche Personen nutzen kann. Dazu kann man Variablen definieren, so dass Parameter wie Abnäherverteilung flexibel gehalten werden können. Wer also Lust hat, sich an Konstruktion zu probieren und erstmal bei eher bescheidenen Modellen bleiben möchte, kann sich hier gerne ausprobieren.

Inkscape

Inkscape ist das von mir am meisten genutzte Tool. Ich bearbeite PDF-Schnittmuster. Ich zeichne bei Mehrgrößenschnitten aus PDFs ohne Ebenen und aus Fotos die gewünschten Größen nach, so dass sie beim Beamen gut zu erkennen sind. Ich lege mir Schnittteile bei umfangreichen Schnitten wie Taschen zusammen, um den Materialbedarf zu ermitteln. Zusätzlich passe ich Modelle, die ich in Seamly2D erstellt habe, an. In Seamly erstelle ich den Grundschnitt, in Inkscape gestalte ich das Modell.

Inkscape ist opensource und damit an der ein oder anderen Stelle etwas wackelig. Wenn man aber den ein oder anderen Absturz verkraften kann und etwas Geduld mitbringt, ist es eine super Alternative zu bezahlten Tools wie Adobe Illustrator (sehr teuer) oder Affinity Designer (gutes Preis-Leistungs Verhältnis!).

Silhouette Studio

Silhouette Studio ist die Standardsoftware für meinen Plotter. Wer einen Cricut Plotter hat, hat hier natürlich die Cricut Variante. Auch hier genügt mir die Basisversion. Meine Hauptanwendung: Ich suche mir bei Google Fonts ansprechende Schriften raus, installiere sie und kann dann daraus tolle Bügelbilder gestalten. Ich nutze auch die Funktion, eine Plotterdatei aus einem Bild zu extrahieren. Beispielsweise nehme ich ein Foto eines Musterstoffes und extrahiere ein markantes Element. Daraus gestalte ich dann ein Label, dass gut mit dem genähten Teil aus dem Musterstoff harmoniert.


Ein bisschen Organisation muss ja auch sein. Deshalb hier noch zwei Tools, die ich dafür gerne verwende.

Notion

Mit Notion behalte ich einen Überblick über Stoffe, Schnittmuster, Ideen, Materialbedarfe. Ich habe mir eine Vorlage angelegt, mir der ich meinen Stoffvorrat, Projekte die ich plane, für die ich eingekauft habe, die im Zuschnitt oder nur in der Schnittvorbereitung sind, verwalte. Ich pflege sie so phasenweise aber allein das genügt, um immer mal den Überblick zu erneuern, mich an Ideen und Einkäufe zu erinnern (makerist sales...) und hinreichend Ordnung in meiner Nähwelt zu haben. Wenn du das Template haben möchtest, sende mir gerne eine Nachricht.

Toggle

Toggle für's Zeitracking. Insbesondere für Auftragsprojekte. Damit ich zumindest eine grobe Abschätzung habe, welcher Schritt, welches Projekt wie lange dauert. 3 Stunden allein für Zuschnitt und Bebügeln einer Weekender Tasche (ohEddi - genial aber aufwändig). Mir hilft die App, ab und zu einen Realitätscheck zu machen. Mache ich nicht bei jedem Projekt, aber immer mal wieder. Bei manchen Sachen bin ich auch erfreut, wie schnell sie gehen.


Das war ein kurzer Überblick über die Tools, die ich regelmäßig nutze und mir damit Zuschnitt und Schnittanpassung erleichtere. Dazu ermöglichen sie es mir, meine Nähprojekte individuell und nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Einige lohnen sich vor allem, wenn man einen Beamer hat, einige sind aber auch bei gedruckten Schnitten hilfreich.

Welche Tools soll ich detaillierter ausführen? Welche hast du schon probiert? Ich freue mich über dein Feedback, deine Fragen und deine Erfahrungsberichte z.B. als PN auf Instagram.

Frohes Nähen, deine Henriette